Chronik der Königlich privilegierten Feuerschützengesellschaft "Klosterjäger Geisenfeld"
     Die Chronik wurde verfasst von Ehrenschützenmeiser Josef Escheu



Die Kgl. priv. FSG "Klosterjäger" sind mit 350 Jahren einer der ältesten Vereine von Geisenfeld.

Bereits im Jahre 1467 nahm als einer der "Edelleute Schützen" ein Siegmund Layminger, Pfarrer in Geisenfeld, an einem großen Schießen in München teil. 12 Fürsten und Grafen und 53 Städte sandten ihre Abgeordneten dort hin. Hauptzweck der Schützen war zu dieser Zeit und in den folgenden Jahrhunderten, im Ernstfall eine Beteiligung zur Landesverteidigung zu leisten.

1660, als Deutschland aus 300 Territorialstaaten bestand und 12 Jahre nach dem Ende des 30jährigen Krieges, lenkte Kurfürst Ferdinand Maria die Geschicke Bayerns. Durch einen Erlass der kurfürstlichen Regierung im 17. Jahrhundert wurden seinerzeit in den Städten, Märkten und Gemeinden Bayerns Schützengesellschaften "zum Ziel- und Scheibenschießen" eingeführt.

Es fanden sich in Geisenfeld die "Feuerschützen" zusammen, um eine Schützengilde zu gründen. Leider sind aus jenen Jahren keinerlei Unterlagen überliefert, so dass sich diese Annahme auf das 250jährige Jubiläum der Kgl. priv. FSG Geisenfeld im Jahre 1910 stützt, das man damals mit einem Preisschießen feierte. Die Ehrenscheibe dieses Jubiläumsschießens, die heute im neuen Schützenhaus hängt, ist die älteste noch vorhandene Scheibe und trägt die Inschrift "Anno 1660 - 1910 Domini". Wahrscheinlich - so nimmt man an - haben um die Jahrhundertwende noch schriftliche Hinweise auf eine Gründung dieser Schützengesellschaft im 17. Jahrhundert vorgelegen.

Die älteste schriftlich überlieferte Quelle liegt den Schützen aus dem Jahre 1839 vor, die aus einem Schriftstück an den Magistrat der Marktgemeinde Geisenfeld besteht. In diesem Schreiben heißt es wörtlich "Die hiesigen Scheibenschützen haben sich zum Behufe eines s.g. Vorthl Schießens zu einer förmlichen Schützengesellschaft vereinigt, wovon man dem Magistrat in Geisenfeld als Lokal-Polizey-Behörde mit dem Bemerken die Anzeige macht, daß von nun an jeden Sonntags von eins bis sechs Uhr Nachmittags im Deuringer Sommerkeller (späterer Fuchsbüchlerkeller) auf die Scheibe geschossen wird".

Da man sich in allen vorkommenden Fällen genau an die königliche Schützenordnung vom Jahre 1796 halten wird, so zweifelt man nicht an der Genehmigung der "Lokal-Polizey-Behörde". Die Genehmigung des Geisenfelder Magistrats wurde im Schreiben vom 10. Juli 1839 unter sicherheitswichtigen Auflagen erteilt.

Wie bereits sechs Jahre zuvor kam es 1845 erneut zu einem Schriftwechsel zwischen Magistrat und Schützengesellschaft, wobei noch heute der Wortlaut der damaligen Schreiben im Original erhalten ist. Danach finden sich bis zum Jahre 1867 keinerlei Hinweise mehr auf eine Aktivität einer Geisenfelder Schützengesellschaft.

Die Geisenfelder Feuerschützen erhielten aufgrund eines königlichen Dekrets vom Jahr 1868 die Bezeichnung "Königlich privilegiert". Die Schützenordnung von 1868 ist noch erhalten, sie und die Jubiläumsscheibe von 1910 bildeten die Grundlage für die neuerliche Verleihung des Privilegs, das dem Status der eingetragenen Vereine gleichkommt.

Nachdem Mitte des 19. Jahrhunderts eine neue Waffe auf den Markt kam, mit der man unabhängig von der warmen Jahreszeit auch innerhalb geschlossener Räume schießen konnte, schossen die sog. "Zimmerstutzen-Vereine" wie Pilze aus dem Boden. Daneben wollte man allerdings nicht auf die Vorteile des Feuerschießens verzichten, das wegen des größeren Kalibers das Schießen auf größere Entfernungen ermöglichte.

Die I. Zimmerstutzen-Gesellschaft wurde am 14. Februar 1867 gegründet, als Schützenlokal wählte man den Gasthof Fuchsbüchler. Und schon zur damaligen Zeit stand das gesellschaftliche Vereinsleben im wahrsten Sinne des Wortes ganz oben an, wie ein Auszug aus den Statuten dieser Zimmerstutzen-Gesellschaft zeigt. Im Paragraph 1 heißt es da: "Der Zweck des Vereins ist die Übung im Zimmerstutzenschießen verbunden mit geselliger Unterhaltung...".

Sehr viel über die Aktivitäten dieses Vereins zwischen 1875 und 1936 sagen die noch erhaltenen Geisenfelder Wochenblätter aus, in denen immer wieder die Rede von Anfangs- bzw. Endschießen des Vereins ist. Die II. Zimmerstutzen-Gesellschaft Geisenfeld war ein Ableger der Feuerschützengesellschaft, ihr Gründungsjahr und ihre Aktivitäten sind allerdings nicht überliefert.

Anders verhält es sich mit der III. Zimmerstutzen-Gesellschaft, die im Jahre 1887 gegründet wurde und sich fortan die "Gandorfer-Schützen" nannte. Der Name dieses Vereins kam vom Lokal, in dem geschossen wurde. Man traf sich nämlich im "Gandorferschen Sommerkeller" oder auch "Gandorferschen Gasthaus", heute Gasthof Glas. Ende des 19. Jahrhunderts erscheinen also die Berichte von einer Feuerschützengesellschaft und drei Zimmerstutzengesellschaften im Geisenfelder Wochenblatt.

Vom 14. bis 16. Mai 1910 war es dann soweit: die Kgl. priv. FSG Geisenfeld feierte ihr 250jähriges Bestehen. Wertvolle Preise warteten auf die Gewinner des Festschießens. Unter anderem stiftete "Seine Königliche Hoheit" Prinzregent Luitpold einen "silber vergoldeten" Pokal, außerdem gab es eine goldene "Remontoire Uhr" des Prinzen Ludwig von Bayern zu gewinnen. Rund hundert Schützen beteiligten sich an der Veranstaltung, um eine der Trophäen mit nach Hause zu nehmen.

Während des Ersten Weltkrieges wurde das Schützenhaus der Kgl. priv. FSG von Rohlingen heimgesucht und zerstört. Von einer regelmäßigen Schießtätigkeit in den Jahren zwischen 1914 und 1918 ist nichts bekannt.

Erst im Februar des Jahres 1919 fand die erste Generalversammlung eines der Geisenfelder Schützenvereine statt. Im "Füchsbüchler" wählte die I. Zimmerstutzengesellschaft ihre Vorstandschaft. Aber auch diese Gesellschaft hatte Pech mit ihrem Schützenhaus. Nach einem Anschlag stand es am 10. August 1919 in Flammen.

Im gleichen Jahr konstituierten sich auch die Feuerschützen wieder und der Schießbetrieb wurde voll aufgenommen. Nachdem zwischen 1920 nd 1924 keine schriftlichen Unterlagen vorliegen, taucht im Jahre 1925 erstmals der Name "Vereinigte Feuer- und Zimmerstutzen-Gesellschaft"auf. Dabei dürfte es sich um den Zusammenschluss der Kgl. priv. FSG und der I. und II. Zimmerstutzengesellschaft gehandelt haben. Die "Gandorfer-Schützen" sind bis in die Nachkriegszeit nicht mehr in Erscheinung getreten.

Die Generalversammlung der Feuer- und Zimmerstutzengesellschaft beschloss am 25. November 1937, das Schützenhaus Am Hochstarr der Gemeinde Geisenfeld zum Kauf anzubieten. Die Gründe hierzu waren die Entfremdung der Schießstätte Am Hochstarr durch die SA (Sturmabteilung) und HJ (Hitlerjugend) und Vandalismus am und im Schützenhaus. Der Verkauf kam zustande, wobei der Schützengesellschaft das Recht eingeräumt wurde, dass das Haus und der umliegende Grund den Schützen zur Verfügung stehe, wenn einmal ein größeres Schießen stattfinden sollte. Auf dieser Zusicherung beruhte der Neubau des Schützenhauses und der Schießanlagen der "Klosterjäger" auf diesem Gelände. Nach Kriegsende 1945 diente das Schützenhaus einer Familie als Notunterkunft. Nach Abzug dieser Familie wurde das Haus völlig zerstört und dem Erdboden gleichgemacht. Das letzte Zimmerstutzenschießen fand am 17. März 1939 statt, es war die letzte schießsportliche Veranstaltung in Geisenfeld für 15 Jahre.

Auf Anweisung der amerikanischen Besatzungsmacht mussten nach 1945 alle Schusswaffen abgegeben werden. Bis 1951 ruhte daher zwangsläufig jedes Sportschießen.

Am 19. November 1954 war es dann soweit, dass in Geisenfeld ein geregelter Schießbetrieb wieder aufgenommen werden konnte. An diesem Tag trafen sich elf Schützen, um eine alte Tradition wieder aufleben zu lassen. Der neue Schützenverein sollte die Nachfolge der Kgl. priv. FSG antreten, von der noch Unterlagen vorhanden waren, und deren Tradition auf das Gründungsjahr 1660 zurückgeht. Das erste Schießergebnis wurde in das noch erhaltene Schießbuch, das 1911 vor dem Krieg begonnen wurde und auch das letzte Schießen vom 17. März 1939 enthielt, eingetragen.

Es musste für den neuen Schützenverein ein Name gefunden werden. Man wählte den Namen Zimmerstutzengesellschaft "Klosterjäger" Geisenfeld, da die neue Schützenherberge im Brauereigasthof Klosterbräu war, wo sich Brauereibesitzer Knöferl bereit fand, die neu gegründete Schützengesellschaft bei sich aufzunehmen. Er stellte den kleinen Saal im ersten Stock als Vereinslokal zur Verfügung. Einige Jahre später wurde der Brauereigasthof Fuchsbüchler zur neuen Heimat der Geisenfelder Schützen.

Außer bei einem Volksfestschießen traten die "Klosterjäger" erst wieder 1963 mit einer größeren Schießveranstaltung an die Öffentlichkeit. Sie übernahmen das neunte Gauschießen des Schützengaus Hallertau, an dem sich ca. 300 Schützen beteiligten.

Da die Schützen nach einer eigenen Schießanlage trachteten, kam ihnen der Plan des FC Geisenfeld, einen Anbau an das bestehende Sportheim zu errichten, sehr gelegen. 1966 zogen die Klosterjäger vom Gasthof Fuchsbüchler in die von ihnen finanzierten Räume im Kellergeschoss des FC-Heims.

Bereits 1868 hatte die Feuerschützengesellschaft Geisenfeld die Bezeichnung "Königlich privilegiert" erhalten. 1969 und 1970 wurde diese Benennung erneut bestätigt und in den Vereinsnamen wieder aufgenommen. Seither ist der offizielle Name Kgl. priv. FSG mit dem Beinamen "Klosterjäger" Geisenfeld.

Vom 18. bis 28. Juli führten die Klosterjäger ihr zweites Gauschießen, das 19. des Schützengaus Hallertau, durch.

Der Höhepunkt im Vereinsleben der Klosterjägerschützen war die Einweihung des neuen Schützenhauses mit der Schießanlage für Luftgewehr und Zimmerstutzen am 27. November 1982. Vom 8. Bis 23. April 1983 veranstaltete die Kgl. priv. FSG "Klosterjäger" Geisenfeld auf den Schießständen ihres neuen, sehr idyllisch gelegenen Schützenhauses ein Standeröffnungs-Preisschießen. Es wurde von 1047 Sportschützen aus dem Schützengau Hallertau besucht. Es war eine Rekordbeteiligung für eine gaugeschlossene schießsportliche Veranstaltung.

In den Folgejahren wurden die Schießanlagen kontinuierlich für größere und andere Waffengattungen erweitert. So wurde ein eingehauster Pistolenstand und eine teilüberdachte Kleinkaliber-Freischießanlage mit 50- und 100-m Bahnen errichtet.

1989 übernahm die Geisenfelder Schützengesellschaft erneut ein Gauschießen für den Schützengau Hallertau. Gauschießen waren immer die größten schießsportlichen Ereignisse des Gaues, bei denen viele hundert Schützen sich zum fairen Wettkampf trafen, wo alte Bekanntschaften aufgefrischt und neue geschlossen wurden. Mit großem Ehrgeiz wurde um die besten Blattl und die höchste Ringzahl gewetteifert.

In all den Jahren gab es auch viele hervorragende sportliche Leistungen der "Klosterjäger"-Schützen im Gau Hallertau und darüber hinaus. Daneben wurde aber auch großer Wert auf Kameradschaft und Geselligkeit gelegt, was in vielen Veranstaltungen und den wöchentlichen Schießabenden gepflegt wurde und immer noch wird. Dies ist ja in alten Statuen ausdrücklich festgehalten.

Im Jahre 1999 wurde Jörg Bortenschlager, aktives Mitglied der Kgl. priv. FSG "Klosterjäger" Geisenfeld, Landesschützenkönig beim Oktoberfest-Landesschießen in München, worauf die Geisenfelder Schützen sehr stolz waren und was auch gebührend gefeiert wurde. Mit einer Abordnung der Klosterjäger hatte er die Ehre, am Trachten- und Schützenumzug anlässlich des Oktoberfestes mitzumarschieren.

Krönender Abschluss der bisherigen 350jährigen sehr bewegten Geschichte unserer Schützengesellschaft war ein Jubiläumsschießen vom 5. bis 21. März 2010.

Diese Chronik, die nur einen kurzen Überblick unserer Vereinsgeschichte geben kann, soll allen Lesern zeigen, auf welch alte, ereignis- und traditionsreiche Vergangenheit die Geisenfelder Schützen mit großem Stolz zurückblicken können. Die junge Generation trägt die Verantwortung, dies weiterzuführen und die alte Schützentradition zu erhalten.